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Eine interdisziplinäre Ringvorlesung der Initiative Geisteswissenschaften und des Dahlem Humanities Center der Freie Universität Berlin
„Der Mensch als weltoffenes Wesen, genötigt, sein Leben zu führen“, schreibt Reinhart Koselleck, „bleibt auf Zukunftssicht verwiesen, um existieren zu können. Die empirische Unerfahrbarkeit seiner Zukunft muß er, um handeln zu können, einplanen. Er muß sie, ob zutreffend oder nicht, voraussehen.“ (Zeitschichten, S. 205).
Nach mehr als zwei Jahren Pandemie und angesichts anhaltender globaler Krisen, erscheint eine Frage umso brisanter: was kommt? Was muss neu gemacht und gedacht werden, was sollte wiederkehren, was liegt in der Luft? Zukunftsentwürfe haben die geisteswissenschaftliche Forschung in den vergangenen Dekaden immer wieder beschäftigt, und das Begriffsfeld, das sich diesbezüglich aufspannt, ist höchst divers: Projekte und Projektionen, Vorhersagen und Modellierungen, Nostalgien und Utopien, Revolutionen und Sukzessionen, Zeitideologien und Bewältigungsstrategien, Unsicherheitsmanagement und Prognostiken – um nur einige Ansätze zum Umgang mit dem Ungewissen und zur Gestaltung des Erwarteten zu nennen.
Als ein Format, das die geisteswissenschaftlichen Fächer der Freien Universität und der Universität Zürich zusammenbringt, verfolgt die Ringvorlesung eine doppelte Frageperspektive. Zum einen: Wie wurde Zukunft auf unterschiedlichen Gebieten und zu unterschiedlichen Zeiten entworfen? Zum anderen: Was liegt in den Geisteswissenschaften selbst aktuell in der Luft? Welche großen Themen zeigen sich am Horizont, was kommt zurück? Wohin gehen die Geisteswissenschaften in diesem Moment von Unsicherheit und Verunsicherung Drei große Felder kommen für beide Perspektiven in den Blick: Unter dem Stichwort „Projekte“ geht es um Prozesse des Entwerfens, Ersinnens und Überzeugens und ihre jeweiligen Bedingungen. „Renaissancen“ verweisen darauf, dass es kaum je nur das radikal Neue ist, mit dem Zukunft gemacht wird. Die Zeitschichten, die Zukunft bindet, sind hier zu ergründen. Und schließlich sind unter dem Stichwort „Latenzen“ unmerkliche Entwicklungen, Tendenzen und ‚Temperaturänderungen‘ zu bedenken.
Die Veranstaltung greift das erfolgreiche Modell der Ringvorlesung „Relevanz? Relevanz!“ (Wintersemester 2021/22) wieder auf. Im Rahmen der Wissenschaftskooperation zwischen der Universität Zürich und der Freien Universität Berlin wird jede Sitzung gemeinsam von Wissenschaftler:innen aus Berlin und Zürich gestaltet, die sich aus unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln über eine spezifische Themenstellung Gedanken machen. Die Vorlesung findet in Präsenz an der Freien Universität statt und wird zudem live übertragen.
Zeit:
Mittwochs, 16:15–17:45 Uhr
Beginn: 19.04.2023, letzte Sitzung: 12.07.2023
Teilnahme
Vor Ort in Berlin: Freie Universität Berlin, Hörsaal 1b, "Rostlaube", Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Der Link zum Livestream wird in Kürze zur Verfügung stehen.
Link zum Vorlesungsverzeichnis
19.04.2023 | Livestream
Was kommt? Aufzeichnung
Prof. Dr. Anita Traninger (Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Institut für Romanische Philologie, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Karin Gludovatz (Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin)
In Verbindung mit Prof. Dr. Inga Mai Groote und Prof. Dr. Andreas Thier
26.04.2023 |
Wiederholungen: Eine Lingpong-Plauderei Aufzeichnung
Prof. Dr. Horst Simon (Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Daniel Schreier (Philosophische Fakultät, Englisches Seminar, Universität Zürich)
03.05.2023
Keine Sitzung
10.05.2023 |
Träume: Imaginiertes Herrschaftswissen—Träume und Fabeln in der arabischen Tradition Aufzeichnung
Prof. Dr. Beatrice Gründler (Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Seminar für Semitistik und Arabistik, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Rebecca Sauer (Philosophische Fakultät, Asien-Orient-Institut, Universität Zürich)
17.05.2023
Keine Sitzung
24.05.2023 | Livestream
Vorhersage: Zukunftsbewältigung zwischen Mesopotamien und Japan Aufzeichnung
Prof. Dr. Mathieu Ossendrijver (Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Institut für Wissensgeschichte des Altertums, Freie Universität) und
Prof. Dr. Raji Steineck (Philosophische Fakultät, Asien-Orient-Institut, Universität Zürich)
31.05.2023 | Livestream
Kontinuität: Vergangenheit als Argument in der europäischen Rechtstradition – das Herstellen von Kontinuität zur Gestaltung der Zukunft
Prof. Dr. Cosima Möller (Fachbereich Rechtswissenschaft, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Römisches Recht, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Andreas Thier (Rechtswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Rechtsgeschichte, Kirchenrecht, Rechtstheorie und Privatrecht, Universität Zürich)
07.06.2023 | Livestream
Der günstige Moment: Occasio und "Goethes Finger"
Prof. Dr. Anita Traninger (Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Institut für Romanische Philologie, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Frauke Berndt (Philosophische Fakultät, Deutsches Seminar, Universität Zürich)
14.06.2023 | Livestream
Utopie: Zukunftsentwürfe in Musik und Theater
Prof. Dr. Matthias Warstat (Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Institut für Theaterwissenschaft, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Inga Mai Groote (Philosophische Fakultät, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Zürich)
21.06.2023
Keine Sitzung
28.06.2023 | Livestream
Ungewissheit: Opake Zukunft - Endzeitparadoxien
Prof. Dr. Bernhard Huss (Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Institut für Romanische Philologie, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Susanne Köbele (Philosophische Fakultät, Deutsches Seminar, Universität Zürich)
05.07.2023
Keine Sitzung
12.07.2023 | Livestream
Ressourcen: Wasser und Zukunftsplanung in der (Vor-) Moderne
Prof. Dr. Alexander Schunka (Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin) und
Prof. Dr. Debjani Bhattacharyya (Philosophische Fakultät, Historisches Seminar, Universität Zürich)